Realitäten

Jahresthema 2021

»Realitäten«

Real ist, was greifbar vor unseren Sinnen steht. Aber gibt es die Realität überhaupt? Oder gibt es vielleicht mehrere davon? Sind Realitäten relativ? Kann man Realitäten in Frage stellen? Und wenn dem so wäre, wie könnten sie den Anspruch erheben, real zu sein? Sind Tatsachen realer als Phantasien? Schafft nicht unsere Einbildungskraft neue Realitäten? Ist Kunst eine Realität? Oder ist sie imaginär und utopisch? Und ist das überhaupt ein Widerspruch?

Musik als die am wenigsten gegenständliche Kunst ist weder nur abstrakt noch nur konkret. Dabei ist sie stets mit der Frage konfrontiert, in welcher Beziehung sie zu einer vorgängigen Realität steht und wie sie den Blick auf diese erweitern kann, indem sie eigene Realitäten entwirft. Über diese Frage der künstlerischen Inspiration und der Rezeption hinaus ist die Realität von Musik stets durch das Missverhältnis der formalisierten Notation und den nicht endgültig kontrollierbaren Unwägbarkeiten der Aufführung und der klanglichen Ästhetik geprägt, die das unmittelbar Reale der Musik darstellen. Mögen die Klänge dabei auch noch so flüchtig sein, so hinterlassen sie doch ihre Spuren in dem, was wir Realität nennen.

Mit dem Jahresthema »Realitäten« möchte sich Musik 21 Niedersachsen der Frage widmen, wie solche Spuren aussehen können, die insbesondere zeitgenössische Musik in unseren Realitäten hinterlässt oder welche womöglich Realitäten sind, die nur die Musik entwerfen kann.