03.12.2023 | 11:00
Hannover
Kommunales Kino Hannover im Künstlerhaus
»Und was hören wir jetzt?«
Ensemble L'ART POUR L'ART
40 Jahre Ensemble L’ART POUR L’ART | Ein Festival in 2 Teilen
40 Jahre Ensemblegeschichte, Zeugen, Teilhabe und Mitgestaltung an einem beträchtlichen Zeitabschnitt jeweils gegenwärtiger Kunstmusik. Tendenz: Der künstlerische Weg weitet und öffnet sich weiterhin.
Nicht vielen Ensembles, zumal solchen, die nicht im Laufe ihrer Geschichte den Status institutioneller Förderung erfahren haben, ist es vergönnt, über so lange Zeit in unterschiedlichen Arbeitsfeldern der zeitgenössischen Musik zusammenzuarbeiten. Um dieses Ereignis zu feiern, möchte L’ART POUR L’ART am 2. und 3. Dezember 2023 ein kleines Festival in Hannover begehen.
3. Dezember 2023
11 Uhr | Hofsaal | Konzert
Das Konzert wird sich mit dem Aufeinandertreffen von Künstlichkeit und Natur beschäftigen, mit der Rätselhaftigkeit und dem Zauber von Natur, mit Ressourcen, mit Ausbeutung und Macht.
16 Uhr | Treppenhaus / Fahrstuhl
»Passagen« Eine situative Klanginstallation von Neo Hülcker und Stefan Troschka für das Ensemble L’ART POUR L’ART (UA 2)
Etwas macht sich auf den Weg. Die Idee eines Musikinstruments in vielfacher Erscheinung, in jeder Erscheinung mit seiner Musik. Jedes Element sucht sich seinen Ort, korrespondiert mit dem Raum, entfaltet seinen Klang. Wie handpolierte Edelsteine einer Kette, wie kleine Läden entlang eines Straßenzuges oder einer überdachten Passage, wie sie im 19. Jahrhundert in Paris aufkamen.
Flanieren, kleine Dinge, schöne Auslagen, besondere Objekte betrachten, sehen und gesehen werden, sich in Cafés mit anderen treffen, diskutieren – um was? Und schon vorbei. Urbanes Leben im Vorübergehen, in der Leichtigkeit genießen oder sich verlieren, noch dazu in einem geschützteren Raum als im Freien und doch in der Unverbindlichkeit einer Öffentlichkeit – die Flüchtigkeit des Flanierens braucht Zeit. Dieses Paradox steckt in den Möglichkeitsräumen der Passage, in den Verheißungen, in den Assoziationssprüngen, den unvollendeten Gedanken und plötzlichen
Anwehungen, die sofort wieder verschwinden. Aber es bleibt etwas. Morgen begibt man sich wieder in eine Passage. Vielleicht fügen sich irgendwann Mosaiksteinchen zusammen.
In dieser Art wirksame Passagen suchen sich in der Gegenwart andere Orte; die alten Passagen sind dem Zynismus des normierten Spätkapitalismus gewichen. Das Projekt „Passagen“, eine Klanginstallation von Neo Hülcker und Stefan Troschka, wird sowohl für das Alte Forsthaus Habichtshorst in Winsen als auch für das Treppenhaus im Künstlerhaus Hannover für je eine Aufführung konzipiert. Das Werk verändert sich je nach den räumlichen Voraussetzungen, es tritt mit den Räumen in Resonanz, schafft jeweils eigene Wege, die zum Flanieren einladen. Die beiden so unterschiedlichen Orte erhalten daher ihre spezifischen „Passagen“.
Es sollte eine Widmung für eine verstorbene alte Dame werden, die viel Zeit damit zubrachte, Streichholzschachteln mit Geschenkpapier zu bekleben und kleinen Bändchen zu versehen, damit man die Schachteln besser aufziehen könne. Alle, die die alte Frau traf, ob sie es nun wollten oder nicht, wurden mit einer solchen Schachtel beschenkt. Nach ihrem Tod fand man 5 große Müllsäcke gefüllt mit diesen Streichholzschachteln im Keller. Matthias Kaul war bewegt durch die komplexe Botschaft dieses Tuns: die unterschwellig aggressive, übergriffige Fürsorglichkeit gepaart mit dem Überwindungsversuch von Langeweile, von Einsamkeit und der Werbung um Zuwendung. Er beschloss, gemeinsam mit Neo Hülcker diese Geschichte posthum mit Würde einer Auflösung zuzuführen. Nun möchten Neo Hülcker und Astrid Schmeling gemeinsam den zweiten und dritten Teil, für die es bereits ein Konzept gab, vollenden. Mehr wird nicht verraten.