09.11.2023 | 18:00
Hannover
Kulturzentrum Faust
Musik 21 Festival: Kipppunkte
09. bis 12.11.2023
Musik 21 Festival »Kipppunkte« | 09. bis 12.11.2023 | Hannover
KIPPPUNKTE gibt es in Soziologie, Physik, Wirtschaft. In den Künsten: der Entwicklung von Stilepochen, Künstler:innenbiographien, formaler und ästhetischer Gestaltung. In digitalen und analogen Infra- und Netzwerkstrukturen. In der Klimatologie als Point of no Return. Die Welt wandelt sich, sorgt und beunruhigt viele. Bei aller Instabilität und Überforderung ist sie auch Inspiration und Katalysator für neue künstlerische Reaktionen. Der kreative Zugang zu unseren Umwelten, der provokante Umgang mit dem, was das (gute) Leben bedroht, das Verstärken von Formen liebevollen Miteinanders muss sich in unsteten Zeiten neue Wege bahnen: Mit einem breiten Veranstaltungsspektrum spürt das Musik 21 Festival dem Wesen von Mikro- und Makroveränderungen nach und nähert sich so dem Wesen unserer Zeit an.
Kuration: Eloain Lovis Hübner
Programmskizze
Mit einem breiten Spektrum verschiedener Veranstaltungen spürt das Musik 21 Festival 2023 dem Wesen der Veränderung(en) auf Mikro- und Makroebene nach und nähert sich damit auch ein Stück weit dem Wesen unserer Zeit an. Das Individuelle nimmt dabei das Voktett Hannover in den Blick und besingt mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts den Lebenszyklus des Menschen mit seinen kleinen und großen Brüchen, der seine Parallele im oft unmerklich, aber kontinuierlich fortschreitenden Jahreszyklus findet. Eine weitere Perspektive aus dem Bereich der Vokalmusik bietet das innovative Liedduo Sophia Körber & Yun Qi Wong, das – u.a. mit einem neuen Liederzyklus der Hannoveraner Komponistin Snežana Nešić und einem Auftragswerk von Felix Leuschner – nach emotionalen Grenzerfahrungen sucht: nach Momenten, „wenn die Stimmung kippt“.
Das Stuttgarter sh|ft ensemble mit Schlagwerk, elektronischen Klängen und visuellen Medien beschäftigt sich in seinem eigens entstehenden Programm mit der schleichenden Verschmelzung von Konsumieren und Produzieren (insbesondere im Bereich von Digital-Creator-Plattformen) am konkreten Beispiel des Internetphänomens ASMR, bei dem die Creators durch extrem nahe Klangeindrücke den Eindruck intensiver individueller Zuwendung vermarkten. Computerklänge in Kombination mit akustischen Instrumenten erklingen auch im Konzert des Elektronischen Studios der HMTM Hannover unter Leitung von Joachim Heintz. Die vom Berliner ensemble mosaik präsentierten intermedialen Werke sind inspiriert von urbanen Entwicklungen, hinterfragen soziokulturelle Zusammenhänge und richten am Beispiel der Slums in Manila (Philippinen) einen kritischen Blick auf die während der Pandemie weiter manifestierte Diskrepanz zwischen globalem Norden und Süden.
Das Neue Ensemble und das Ensemble Megaphon sind als langjährige Netzwerkpartner von Musik 21 Niedersachsen vertreten – und wie schon in den letzten Jahrgängen findet auch das Musik 21 Nachwuchsprogramm seinen festen Platz im Festival: Herausragende Musiker:innen der Hannoveraner Neue-Musik-Szene werden Werke von Komponist:innen der jüngsten Generation uraufführen, die an den Kompositionswerkstätten unter der Leitung von Snežana Nešić teilgenommen haben. Auch ist erneut ein Porträtkonzert für einen Komponisten geplant, der im Vorjahr ein Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt auf dem Künstlerhof Schreyahn erhalten hat: Das Ensemble Contemporary Insights aus Leipzig präsentiert Werke von Tobias Schick (*1985); mit seiner komplex nuancierten, spannungsreichen Tonsprache derzeit sicherlich einer der spannendsten jüngeren Komponist:innen. Zwischen den Konzerten wird das Osloer Composer/Performer-Kollektiv Blomsterbed zum subtilen Störfaktor, der für kleine Irritationsmomente während des gesamten Festivals und sicherlich für den einen oder anderen „KIPPPUNKT“ in der Wahrnehmung sorgt.