27.09.2023 | 19:30
Hannover
Klecks Theater Hannover
SPLITTER – ODŁAMKI
Verein Artefiktion
MUSIKTHEATER FÜR DIE NAMENLOSEN
SPEKTAKL MUZYCZNO-TEATRALNY DLA BEZIMIENNYCH
Ein deutsch-polnisches Musiktheater über die Namenlosen, die Ausgestoßenen, die Vertriebenen, die von der Gesellschaft in ihrem erbarmungslosen „Fortschreiten“ Zurückgelassenen, die Opfer von Kriegen und Katastrophen, die Vernichteten und Gesichtslosen, die ihrer Individualität beraubt sind und nur noch als statistische Masse erscheinen. Wir wollen mit ihnen nichts zu tun haben, weil sie uns anklagen. Ihr Elend konnte ansteckend sein und muss isoliert werden. Und dennoch sind sie unter uns, ob als lebende Tote oder tote Lebende. Ihre zersplitterten Körper sind anstößig, wie ihre anonymen Gräber Steine des Anstoßes sind. Auch wenn man sie zu verdrängen sucht, wirken ihre Verletzungen in den Seelen der Nachkommenden als scharfe Splitter fort.
Das musikalische Konzept vernetzt zwei Strukturen. Ausgehend vom mittelalterlichen Gedicht des „Stabat mater“ in der Vertonung von Giovanni Battista Pergolesi wird jenseits des christlichen Kontextes das Motiv der trauernden Mutter und Frau, die dem Schmerz einen Namen gibt, aus gegenwärtiger Perspektive betrachtet, indem das historische Werk mit zeitgenössischen Ausdrucksmitteln der Musik von Tatjana Prelevic immer wieder aufgebrochen wird.
Das Stück wird erarbeitet von einem internationalen, vorwiegend weiblichen künstlerischen Ensemble. Neben dem Leitungsteam sind dies 4 Sängerinnen, 5 Musiker*innen und 2 Schauspieler*innen, die miteinander in Interaktion treten und in mehreren dramaturgischen Schichten Verbindungen über die Zeiten hinweg herstellen.
Pergolesis „Stabat mater“ durchzieht als „roter Faden“ das Stück, wird aber immer wieder unter- bzw. durchbrochen durch Momente, die die historische Distanz aufheben und überzeitliche und aktuelle Aspekte des Themas aufscheinen lassen. Dies ist zum einen die Musik von Tatjana Prelevic, zu der Schlüsselwörter aus dem mittelalterlichen Text in verschiedenen Sprachen und mit Bezug auf unsere Gegenwart hinzutreten, zum anderen gibt es gelegentliche Intermezzi zweier ironisch gebrochener Figuren, die sich in kurzen pseudo-sokratischen Dialogen über existenzielle Themen wie Tod, Trauer, Einsamkeit usw. unterhalten.
Pergolesis Werk wird bearbeitet fur ein kleines Instrumentalensemble (Streichquartett, Akkordeon als Basso
continuo), die beiden Singstimmen werden verteilt auf 4 Sangerinnen, die auch szenisch als unterschiedliche
Charaktere agieren.
Veranstaltung von Artefiktion e.V. in Kooperation mit Muzeum Martyrologii Wielkopolan Fort VII Poznan und Teatr Muzyczny w Poznaniu
Auch am 9./10. Oktober in Poznan im Rahmen des Festivals „Czas na teatr“ und des Gedenktags der Gründung des KZ Poznan im Fort VII (heute Museum für die Opfer des KZ).
Schirmherr: Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, Martin Kremer