Klangbrücken vom 19. bis 23. April 2018

»Ich glaube nicht an simple Gegensätze, an Schwarzweiß, an richtige und falsche Perspektiven. Es gibt ja unendlich viele gleichberechtigte Perspektiven der Realität.« Diese Aussage des italienischen Komponisten Luciano Berio (1925 – 2003), der im Fokus des Festivals »Klangbrücken« steht, benennt einen zentralen Aspekt seines facettenreichen Schaffens, das sich nie einer ästhetischen Doktrin unterordnen ließ. Zwar nahm Berio regen Anteil an der seriellen Avantgarde der 1950er-Jahre, er schuf experimentelle Werke für verschiedenste Besetzungen und beschäftigte sich mit elektroakustischer Musik. Jedoch benutzte er die Kompositionstechniken in undogmatischer Weise und stellte sie in den Dienst der Sprachfähigkeit der Musik. In seinen Vokalwerken ist nicht nur das Wort ein Baustein, sondern alle Arten stimmlicher Artikulationsweisen, die jenseits semantischer Eindeutigkeit als Ausdrucksmittel dienen. Wichtige Impulse erhielt er dabei von James Joyce, aber auch vom literarischen Schaffen seiner Zeitgenossen wie Italo Calvino oder Umberto Eco, und solche Einflüsse schlugen sich immer auch in der bildhaften Sprache seiner instrumentalen Werke nieder.